Gefühlsausbrüche

So oft schon habe ich gehört, dass Kinder lernen müssen zu teilen. Für mich stimmt das nicht. Und wenn du davon überzeugt bist, dass Teilen von Herzen kommen sollte, dann lies weiter.

Wie steht es um deine Teilen-Freude?

Wenn du schon ein bisschen von mir gelesen hast, weißt du, dass ich der Meinung bin, dass wir immer erstmal bei uns hinschauen sollten bevor wir an unsere Kinder “ran gehen”.

Daher frage ich erstmal: teilst du gerne? Früher wäre mein erste Impuls gewesen: ja klar! Doch, wenn ich da genauer hin gespürt hätte, wäre die Wahrheit wohl eher ein “naaajaaaa, kommt drauf an” gewesen…

Wie ist das bei dir? Empfindest du Freude, wenn du etwas teilen kannst? Oder teilst du vielleicht einfach weil “man” es so macht?

Ich teile meine Wahrnehmung mit dir: manchmal teilen Menschen, weil sie denken sie müssten. “Das gehört sich so” oder es gibt keinen Grund nicht zu teilen. Da geht es oftmals um Dinge, die für uns einfach nicht so viel Wert haben. Einen Apfel, eine Nussschnecke, Kinderkleidung, Seife, … Alles kein Problem, oder? Diese Dinge können wir einfach ohne Nachdenken jemand anderen geben.

Okay. Aber wie sieht es jetzt mit Dingen aus, die für dich sehr wertvoll sind? Würdest du deine Kleidung teilen? Alle Kleidungsstücke? Schmuck? Würdest du dein Auto teilen? Dürfte der Nachbar deinen Balkon oder Garten mitbenutzen? Würdest du mit jemandem deine Wohnung teilen oder dein Haus? Zumindest für 1 oder 2 Stunden am Tag, wenn du unterwegs bist?

Teilen kommt von Herzen. Teilen geschieht in Verbindung mit Freude. Und zwar nicht darüber, wie heldenhaft man selbst ist, weil man teilt (typische Gedanken für Ego-Teilen sind “ha, jetzt freut sie/er sich wegen mir” oder sich darüber zu freuen wie nett/lieb man ist). Sondern aus der Freude heraus, dass sich nun 2 freuen können: wir selbst und der/die mit der wir teilen. Ein typischer Gedanke für wahrhaftiges Teilen ist “wie schön, jetzt können wir uns alle erfreuen”. Denn ursprüngliches Teilen ist, wenn wir uns selbst so reich beschenkt fühlen, dass wir gerne schenken.

Teilen aus der Fülle heraus, das ist wahrhaftiges Teilen. Und das ist Lichtjahre weit entfernt von der Aussage “Kinder müssen teilen lernen”.

Alles was du “musst”, tust du nicht aus der Freude und aus der Fülle heraus. Was du “musst”, tust du aus dem Mangel heraus. Ein “Muss” killt die Freude.

Wenn du also willst, dass dein Kind gerne teilt, lerne selbst gerne und freien Herzens zu teilen. Finde du die Freude am Teilen. Fühlst du dich reich beschenkt vom Leben?

Wie schaffst du es, dass dein Kind teilt?

Wie dein Kind sicherlich nicht teilen lernt: du sagst deinem Kind, dass es teilen muss.

Im Grunde habe ich es eben schon verraten: es gibt 2 wesentliche Punkte, damit dein Kind teilen lernt: 1) lerne du von Herzen zu teilen und sei damit Vorbild und 2) erlaube deinem Kind, dass es nicht teilt.

Versuche auszuhalten, wenn dein Kind nicht teilen will. Im Kleinkind-Alter gibt es auch eine Phase in der Kinder einfach nicht teilen wollen und das ist völlig in Ordnung. Ich möchte dich einladen dich in die Situation deines Kleinkindes zu versetzen. Hier eine Beispiel-Situation, die du vielleicht kennst:
Dein Kind hat am Spielplatz seine eigenen Sandspielsachen dabei. Nun kommt ein anderes Kind, fragt ganz lieb nach etwas, das dein Kind gerade nicht in der Hand hat und dein Kind will nicht teilen. Was nun?

Halte das aus. Trenne das Verhalten deines Kindes (nicht teilen wollen) von dem Wesen deines Kindes (dein Kind ist wunderbar! auch wenn es gerade nicht teilen will). Hör auf dich für dein Kind zu rechtfertigen (zB mit Aussagen wie “Sorry, sonst ist er/sie nicht so”) und versuche es nicht vom Teilen zu überzeugen (“du spielst doch gerade nicht damit, jetzt gib es her”).

Aber vor allem, entscheide nicht über den Kopf deines Kindes hinweg, dass es jetzt teilen muss. Wenn du nicht stumm daneben sein willst, schau das fragende Kind (oder seine Eltern – denn, die sind es ja oft, die so ein Verhalten verurteilen) an und sage neutral “er/sie will das jetzt nicht verleihen”. Punkt. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

Weißt du, die Sandspielsachen aus dem Beispiel gehören deinem Kind. Du kannst sie nicht einfach verleihen. Stell dir mal vor, da kommt ein Fremder und fragt, ob er dein Auto ausleihen darf. Wie reagierst du?

Dann stell dir vor, da kommt dein Partner oder deine Partnerin, entnimmt dir die Schlüssel und sagt zum Fremden: “normalerweise teilt er/sie gerne. Ich weiß nicht was heute los ist. Klar, kannst du das Auto ausleihen. Hier ist der Schlüssel.” Der Vergleich hinkt? Nein. Spielzeug ist meist das einzig materielle Eigentum von Kindern über das sie frei verfügen können. Sie zu übergehen ist respektlos, unwürdig und einfach nicht fair.

Eine Übung zum Aushalten von “nicht Teilen wollen”

Wenn du Lernen willst das auszuhalten, dann nimm dir Zeit das zu üben. Du kannst in einem ruhigen, ungestörten Moment (Abends?) an eine Situation denken, in der ein Kind nicht geteilt hat. Fühle dich komplett hinein und spüre welche Gedanken und Gefühle das bei dir auslöst. Bleibe mit diesen Gedanken und Gefühlen. Sie dürfen alle sein. Sie sind weder gut noch schlecht, sie sind einfach da. Bleibe so lange mit diesen Gedanken und Gefühlen bis dir langweilig wird oder du merkst, dass sich dein Körper entspannt, du durchatmen kannst oder deine Schultern absinken oder was auch immer es bei dir auslöst (also irgendeine Art von Entspannungsanzeichen).

Kinder teilen irgendwann von allein. Vor allem dann, wenn wir ihnen vorleben zu teilen. Und, wenn sie das Vertrauen haben, dass sie es immer gut haben werden, egal wie viel sie weg geben.

Oder aber: weil sie denken sie müssen; oder weil sie wissen, dass sie übergangen werden, wenn sie nicht teilen…

Du hast es in der Hand…

Was, wenn das Umfeld deinem Kind erzählt, dass es teilen muss?

Zum einen kannst du ins Vertrauen gehen. Du bist als Elternteil der wichtigste und einflussreichte Mensch im Leben deines Kindes. Was du sagst und vorlebst ist das wichtigste für dein Kind. Vertraue eurer Bindung.

Wenn es sich um näher stehende Menschen handelt, die deinem Kind erzählen, dass es teilen muss, sprich mit deinem Kind darüber. Gerade in den älteren Generationen stößt der Ansatz, dass Teilen etwas mit Freiwilligkeit zu tun haben soll manchmal auf taube Ohren. Versuche Mitgefühl mit diesen Menschen zu haben, sie haben es so gelernt und manche haben es wie in ihrer DNA. Ich nehme mal die Oma als Beispiel, du könntest deinem Kind sowas sagen wie “Oma glaubt, dass teilen etwas ist, was wir machen müssen. Das ist in Ordnung so. Für Oma ist das so. Für uns stimmt das nicht. Für uns kommt teilen aus dem Herzen. Wenn du etwas teilen möchtest, dann machst du das. Und wenn nicht, dann lässt du es bleiben. Du wirst spüren, wann dir noch teilen zumute ist und wann nicht.”

Es ist in dem Fall gar nicht so wichtig, ob dein Kind das vom Verstand her alles versteht. Deine Worte werden deine Botschaft transportieren und die wird ankommen. Unsere Botschaft hinter den Worten hat meistens die größere Wirkkraft als die Worte selbst.

Wenn es für dich wichtig ist, dass die Menschen, die deinem Kind sowas sagen das nicht mehr tun, sprich mit ihnen. Es gibt nur zwei Menschen, die einen Erziehungsauftrag haben und das sind die Eltern. Wenn dein Kind in einer Betreuungseinrichtung übers Teilen aufgeklärt wird und dir ist wichtig was dort weitergegeben wird, frage nach. Und behalte immer im Hinterkopf: euer Kind wird in allererster Linie machen was ihr vorlebt. Wenn es mitbekommt, dass andere anders denken, lernt es, dass es nicht die EINE Wahrheit gibt, sondern jede/r seine eigene Wahrheit hat. Ist das nicht wunderbar?

Welche Wahl triffst du?

Wenn du dich reich beschenkt fühlen willst vom Leben und diese Gefühl bisher nicht aufkommen mag, weil dein Alltag einem Kampf oder Hindernisparcours gleicht, dann melde dich bei mir für ein kostenloses und unverbindliches Gespräch. Wir finden gemeinsam heraus was es für dich braucht, damit du dich reich beschenkt fühlen kannst vom Leben, von Herzen teilst und einen grandiosen Alltag mit deinem Kind hast. Und so auch Vorbild bist für dein Kind.

Ich freue mich auf unsere Begegnung.

Von Herzen,

Sabrina


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